Anlässlich des 19. Internationalen Fryderyk-Chopin-Klavierwettbewerb – Interview mit Herrn Mariusz Adamczak, Kawai Europa GmbH, Niederlassung Polen

Nach dem Beginn des 19. Internationalen Chopin-Klavierwettbewerbs (2.–23. Oktober) stellt sich die Frage, wie sich die Stadt Warschau auf dieses weltbekannte Ereignis vorbereitet hat. Bereits im August sprachen wir online mit Mariusz Adamczak (47), dem Leiter der polnischen Niederlassung von Kawai Europa GmbH und Absolventen der Klavierabteilung der Musikakademie Krakau. Neben Eindrücken zur Stimmung in der Stadt berichtete er auch darüber, wie sich ein offizieller Klavierausstatter auf den Wettbewerb vorbereitet.

Interview & Text: Rie Hiraiwa (Polnisch-Dolmetscherin und -Übersetzerin)
Quelle: Bravo Magazine (japanisches Magazin für klassische Musik)

Mariusz Adamczak (back row, left) with members of the Poland Branch staff

Über die Vorbereitungen auf den Chopin-Wettbewerb

Dies ist der erste Chopin-Wettbewerb, seitdem Ihr Showroom in Warschau vor zwei Jahren eröffnet wurde. Unternehmen Sie besondere Vorbereitungen im Hinblick auf den Wettbewerbsbeginn?

Unsere Niederlassung befindet sich etwa 15 Gehminuten von der Philharmonie entfernt, in der der Wettbewerb stattfindet. Während des Wettbewerbs bieten wir den Teilnehmenden in unserem Showroom – der sowohl einen Konzertsaal als auch mehrere Übungsräume umfasst – die Möglichkeit zu proben. Wir setzen alles daran, den Bedürfnissen möglichst vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerecht zu werden.

Werden die Teilnehmenden auf denselben Instrumenten proben können, die auch beim Wettbewerb eingesetzt werden?

Das hängt von der Größe des jeweiligen Raums ab, aber jeder Raum ist mit Instrumenten aus der Shigeru Kawai-Serie ausgestattet. Selbstverständlich haben die SK-EX-Teilnehmenden Vorrang, doch sofern verfügbar, möchten wir auch anderen Pianistinnen und Pianisten die Nutzung ermöglichen. Allerdings weiß niemand im Voraus, welche Marke sie letztlich spielen werden, bis der Auswahlprozess abgeschlossen ist. Kurz vor Beginn des Wettbewerbs haben die Teilnehmenden nur 15 Minuten auf der Bühne, um aus den aufgestellten Instrumenten ihr Klavier auszuwählen. Natürlich hoffen wir, dass möglichst viele sich für unsere entscheiden!

Hinweis: In diesem Jahr nehmen fünf Hersteller am Wettbewerb teil: Steinway, Yamaha, Kawai, Fazioli und Bechstein. Der Auswahlprozess für die Klaviere fand vom 29. September bis 1. Oktober statt. Kawai ist mit seinem Flaggschiffmodell, dem SK-EX Shigeru Kawai Konzertflügel, vertreten.

Wann werden die Instrumente in der Philharmonie angeliefert?

Alle Wettbewerbsklaviere werden kurz vor der Eröffnung Ende September angeliefert, um sie für die Auswahl vorzubereiten. Unsere Instrumente sind bereits hier in Polen. Natürlich werden alle Shigeru Kawai-Flügel in Japan handgefertigt. Das Klima hier ist zwar anders, aber innerhalb einer Woche nach dem Lufttransport haben sie sich angepasst.

Für die Wettbewerbsinstrumente haben wir mehrere Kandidatenmodelle des SK-EX im Voraus in die Philharmonie gebracht, von verschiedenen Pianistinnen und Pianisten testen lassen und – gemeinsam mit unserem Chef-Techniker und dem Kawai-Stimmungsteam – dasjenige ausgewählt, das schließlich verwendet wird.

Beim letzten Wettbewerb wählten viele Pianistinnen und Pianisten den SK-EX, darunter Alexander Gadjiev, der den zweiten Preis gewann.

Jede Pianistin und jeder Pianist merkt sofort, dass der SK-EX genau den Klang liefert, den sie suchen. Sein Ton ist wunderbar reichhaltig und ermöglicht es, „klangliche Bilder“ im Raum zu malen. Er bietet volle dynamische Freiheit und gewährt dem Ausführenden uneingeschränkte Ausdrucksmöglichkeiten. Die Tastatur reagiert exzellent, und vor allem ist der Klang äußerst facettenreich. Dies sind die charakteristischen Merkmale des SK-EX, und ich bin überzeugt, dass er perfekt für Chopins Werke geeignet ist.

Alexander Gadjiev, 2. Preis 2021, am Shigeru Kawai SK-EX

Das macht die Vorfreude auf das Hören des Instruments noch größer. Wer besucht üblicherweise Ihren Showroom, in dem man die Shigeru Kawai-Instrumente ausprobieren kann?

Natürlich begrüßen wir professionelle Pianistinnen und Pianisten, aber auch viele Eltern, die möchten, dass ihre Kinder Klavier lernen. Einige Kundinnen und Kunden spielen aus eigenem Vergnügen, andere sind Gastgeber, die private Hauskonzerte mit jungen Musikerinnen und Musikern planen und dafür das passende Instrument suchen. Ich habe das Gefühl, dass die Zahl der Menschen, die ein eigenes Klavier besitzen möchten, steigt.

Zudem haben wir viele Besucherinnen und Besucher von Musikakademien – sowohl Studierende als auch Professoren. Studierende üben hier regelmäßig, und Professoren geben manchmal Unterricht oder halten Kurse in unserem Showroom ab. Auch unser Konzertsaal wird genutzt. So pflegen wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Akademien.

Darüber hinaus gibt es Amateurpianistinnen und -pianisten, die normalerweise zu Hause auf einem Klavier spielen, aber gelegentlich einen Flügel ausprobieren möchten. Diese kommen, um unsere Übungsräume zu mieten.

Konzertsaal am Showroom der polnischen Niederlassung

Zur Stadt Warschau

Mit der Fryderyk-Chopin-Universität für Musik und so vielen Musikliebhabern muss Warschau ja voller Musik sein.

Ja, zusätzlich zur Philharmonie gibt es viele weitere Orte, an denen man klassische Musik genießen kann. Besonders im Sommer finden jeden Sonntag Open-Air-Konzerte am Chopin-Denkmal im Łazienki-Park statt. Jedes Mal versammeln sich etwa 2.000–3.000 Menschen, um zuzuhören!

Chopin-Denkmal im Łazienki-Park, eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Warschaus

Wie ist die Stimmung in der Stadt, wenn sich der Wettbewerb nähert?

Kürzlich veranstaltete das Warschauer Puppenmuseum einen „Chopin-Puppenwettbewerb“, bei dem Puppen inspiriert von Chopin gestaltet wurden. Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Wettbewerb beschränken sich also nicht nur auf Musik – es gibt zahlreiche solcher Aktivitäten in ganz Warschau und in ganz Polen, einschließlich landesweiter Konzerte. Man kann die Vorfreude und Aufregung im ganzen Land richtig spüren.

Viele japanische Besucherinnen und Besucher werden Warschau vermutlich zum Wettbewerb besuchen. Welche Orte würden Sie Erstbesuchern empfehlen?

Für Chopin-bezogene Orte sind zunächst einmal der Łazienki-Park, wie bereits erwähnt, und natürlich das Chopin-Museum ein Muss. Ein Spaziergang entlang der Nowy Świat-Straße und der Krakowskie Przedmieście-Straße ist ebenfalls sehr empfehlenswert – dies sind Straßen, auf denen Chopin selbst spazierte und die mit vielen Orten verbunden sind, die an ihn erinnern. Besonders bemerkenswert ist, dass sein Herz in der Heilig-Kreuz-Kirche aufbewahrt wird. Und natürlich sollten Besucher auch die Altstadt von Warschau nicht verpassen.

Krakowskie Przedmieście, eine der Hauptstraßen Warschaus, die von der Altstadt nach Süden führt

Über Herrn Mariusz Adamczak

Wie sind Sie selbst zum Klavier gekommen?

Alles begann, als ich vier Jahre alt war, durch den Fernseher meiner Großmutter. Sie schaute sich eine Wiederholung der Halbfinals des Chopin-Wettbewerbs an, bei der Ivo Pogorelich spielte. Ich spähte in ihr Zimmer, hörte fasziniert zu und sagte: „Das möchte ich auch tun!“ Zufälligerweise hatte ein Nachbar ein Klavier, zu dem ich oft ging, um zu spielen. Doch erst später, in der Musikoberschule, begann ich ernsthaft, Chopins Werke zu studieren.

Heilig-Kreuz-Kirche, in der Chopins Herz ruht. Am 17. Oktober, seinem Todestag, findet hier während des Wettbewerbs eine Gedenkmesse statt.

Polen hat doch ein öffentliches Musikausbildungssystem, oder?

Ja. Ich begann mit sieben Jahren Klavierunterricht an einer staatlichen Musikgrundschule (entspricht der Grundschule). Sechs Jahre später, mit 13, wechselte ich in die Sekundarstufe, die weitere sechs Jahre dauert. Anders gesagt: Bevor Studierende eine Universität betreten, haben sie bereits 12 Jahre Musikausbildung erhalten. In fast jeder polnischen Stadt gibt es nationale und öffentliche Musikschulen, zudem viele private Schulen.

Hinweis: An Musikgrundschulen werden die regulären schulischen Fächer neben einem Lehrplan mit Musikunterricht unterrichtet.

Das klingt nach einem wunderbaren System. Rafał Blechacz, der 2005 gewann, ist ebenfalls ein Produkt solcher Schulen. Seitdem gab es keinen weiteren polnischen Gewinner – spürt man dieses Jahr ein „Jetzt sind wir dran“-Gefühl?

Natürlich. Jedes Mal hoffen die Polen, dass ein Landsmann gewinnt, und das würde alle sehr glücklich machen. Allerdings wählen die Juroren die Gewinner aus, und die Vorlieben des Publikums stimmen nicht immer mit den Entscheidungen der Jury überein.

In den letzten Jahren gab es viele asiatische Teilnehmende. Wie bewerten Sie diesen Trend?

Das gilt nicht nur für den Chopin-Wettbewerb – das ist eine allgemeine Entwicklung. Ich halte es aber für eine völlig natürliche Entwicklung. Sie zeigt, wie offen Europa gegenüber Asien geworden ist, und heutzutage kann man jeden Ort der Welt per Flugzeug erreichen. Persönlich finde ich es faszinierend, wie Pianistinnen und Pianisten aus verschiedenen Ländern die Musik unterschiedlich interpretieren. Europäische Länder, China, Japan, Korea – jeder interpretiert Chopin auf seine ganz eigene Weise. Eine der Freuden des Wettbewerbs ist es, diese Vielfalt an einem Ort hören zu können.

Abschließend: Was erhoffen Sie sich für den diesjährigen Chopin-Wettbewerb?

Mein Traum ist natürlich, dass ein Pianist oder eine Pianistin auf einem Shigeru Kawai gewinnt! Aber vor allem hoffe ich, dass wir eine Musikerin oder einen Musiker entdecken, die oder der eine so reiche musikalische Persönlichkeitbesitzt, dass das Publikum wirklich gefesselt wird, Chopins Musik frisch interpretiert und den Wettbewerb gewinnt. Wenn eine solche Pianistin oder ein solcher Pianist sich für den Shigeru Kawai entscheidet, kann sie oder er das volle klangliche Potenzial des Instruments ausschöpfen – und das wäre wirklich eine unschlagbare Kombination.

Über den Internationalen Fryderyk-Chopin-Klavierwettbewerb

Der Internationale Fryderyk-Chopin-Klavierwettbewerb wurde 1927 gegründet und eröffnet und zählt zu den ältesten Musikveranstaltungen seiner Art weltweit. Im Jahr 2025 beginnen die besonderen Feierlichkeiten zu seinem 100-jährigen Bestehen.

Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts haben sich die formalen Aspekte des Wettbewerbs ständig weiterentwickelt: Die Anzahl der Wettbewerbsstufen, das Programm, die Bewertungskriterien, die Preise und auch die Medien, über die das Publikum die Wettbewerbsaufführungen erlebt, haben sich verändert.

Nur zwei Elemente des Wettbewerbs sind seit seiner Gründung unverändert geblieben: Chopins Musik und die Faszination sowohl für die Pianistinnen und Pianisten als auch für das Publikum. Ein weiteres Kapitel dieser hundertjährigen Tradition öffnet sich nun vor uns.

Der Wettbewerb wird vom Fryderyk-Chopin-Institut organisiert.

Offizielle Webseite: https://www.chopincompetition.pl/en

Über den Shigeru Kawai SK-EX Konzertflügel

Der SK-EX Konzertflügel wurde 2001 als Flaggschiff der Shigeru-Kawai-Serie vorgestellt. Er wird in limitierter Stückzahl handgefertigt und folgt einem einzigartigen „Prototyping“-Herstellungsprozess.

Um den höchsten Ausdrucksbereich zu erreichen, den ein Konzertflügel erfordert, werden für jedes Instrument sorgfältig ausgewählte Materialien verwendet, darunter hochwertige abgelagerte Fichtendecken.

Shigeru-Kawai-Instrumente sind mit dem fortschrittlichen Millennium III-Tastaturmechaniksystem ausgestattet, das verlängerte Holztasten und moderne ABS-Carbon-Mechanikkomponenten umfasst. Dies ermöglicht überlegene Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit im Vergleich zu herkömmlichen Holzteilen der Mechanik und erlaubt Pianistinnen und Pianisten, ein größeres Spektrum an Ausdruck und Emotion in ihrer Darbietung zu entfalten.

Offizielle Webseite: https://www.shigerukawai.jp/en/

Photo courtesy & cooperation: Kawai Europa GmbH – Poland Branch