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Das Klavier als stimmungsvolles Familienmitglied?

Als ich mit der Musiklehrerin zusammenzog, hatte sie kein Klavier, um ihren Unterricht für die Schule besser vorbereiten zu können. Also schauten wir in die Tageszeitung und fanden unter „Verschiedenes“ ein offensichtlich günstiges Angebot von Privat. Wir riefen an und fuhren in die Innenstadt. In der ersten Etage eines Mietshauses begrüßte uns eine freundliche Dame, die uns ins Wohnzimmer zu einem alten, schwarzen Klavier führte. Doch als meine Freundin den Deckel hochheben wollte, um das Instrument auszuprobieren, war das gute Stück verschlossen. In der ganzen Wohnung fand sich kein Schlüssel.

Da die ältere Dame einen seriösen Eindruck machte, fragten wir sie, ob sie uns das Instrument eventuell etwas preiswerter verkaufen würde, weil man so ja den Klang nicht überprüfen könne. Auch bat ich sie um Erlaubnis, das Instrument an einer Seite einmal anheben zu dürfen – um so abzuschätzen, ob auch wirklich alle Töne drin wären. Sie willigte ein, ich hob das Instrument kurz hoch, mimte so etwas wie Sachverstand und zitierte noch zum Vergleich die schwarze Katze, die man ja auch nicht im Sack kaufen würde. Rasch wurden wir handelseinig, versprachen einen Abholtermin und fuhren wieder nach Hause.

Wenige Tage später brachten drei schwitzende, fluchende Männer eines Speditionsunternehmens das betagte Klavier zu uns in die dritte Etage und stellten es in der Küche auf – so hatten wir es geplant. Der Transport war teurer als der Kaufpreis! Aber wir hatten noch keinen Schlüssel für das bis jetzt stumme Instrument. Also bestellten wir einen Schlüsseldienst. Da kam ein dürrer Mann die 109 Stufen hoch und fragte, welche Tür er denn „losmachen“ solle. Als wir lachend auf das Klavier zeigten, rollte er etwas widerstrebend mit den Augen, nahm einen Ersatzschlüssel zur Hand und öffnete den Deckel. Wie waren wir endlos erleichtert, dass keine einzige Taste fehlte! Meine Freundin griff sofort vergnügt in die Klaviatur und spielte den berühmten Flohwalzer in zigtausend Variationen. Das Instrument war zwar ziemlich verstimmt, aber es fehlte kein einziger Ton! Wir freuten uns riesig, hatten wir nun – neben der schulischen Nutzanwendung – auch noch einen neuen und treuen Hausgenossen!

Natürlich musste zu guter Letzt ein Stimmer her, der das Instrument wohlwollend begutachtete und für die nötige Temperierung sorgte. Endlich konnte die Unterrichtsvorbereitung optimiert und das Haus zusätzlich mit schönen Klavierklängen erfüllt werden. Zum Glück kamen von den Bewohnern keine Beschwerden.

Franz Schubert. Portrait bei Josef Kriehuber (Quelle: portraitindex.de)

Da Ostern bevorstand und wir den Karfreitag immer als eher traurig in Erinnerung hatten, beschlossen wir, den Tag doch einmal mit einem fröhlichen Frühschoppen zu begehen und dazu Freunde, Bekannte und natürlich auch die Hausbewohner einzuladen. Im Rheinland kann man so etwas machen! Um 11 Uhr kamen schon die ersten Gäste, und es wurde – mit viel Hausmusik – ein sehr ausgelassener Tag. In der Küche ergab sich rund um das Klavier meist die größte Besucherdichte. Verständlicherweise wollten immer wieder einige der Gäste mit ihren Klavierkünsten brillieren. Auch als Anreger und Chorbegleiter etwa bei dem bekannten Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ aus der Winterreise von Franz Schubert. Kaum hatten wir den Beginn des Liedes intoniert, fielen draußen vor dem Fenster langsam erste Schneeflocken! Wir waren ganz von unserer Mission erfüllt. H.F.                       

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