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MP11 Tastatur: Velocity-Bereich bis 30 nicht nutzbar
#1

Ich habe die verfügbare und nutzbare Dynamik an meinem MP11 untersucht und bin zu einem merkwürdigen Ergebnis gekommen.

Die verfügbare Dynamik ist großartig. Ich habe per MIDI Töne mit Velocity von 1 bis 127 probiert. Die genaue Lautstärke hängt von der Velocity-Kurve ab, aber bei Normal (und leichter) gibt es ab Velocity 2 einen leisen Ton, der bis 127 lauter wird.

Leider kann ich diesen Umfang an der Tastatur des MP11 selbst nicht nutzen. Im normalen Spiel erreichen die leisen Töne nach unten eine Velocity von 30. Mit viel Mühe und Wiederholungen kann ich eine Taste so anschlagen, dass eine Velocity von 25 erreicht wird.

Mit anderen Worten, ich kann den Velocity-Bereich bis 30 nicht nutzen, was die praktisch verfügbare Dynamik leider erheblich einschränkt.

Das finde ich verwunderlich und erklärungsbedürftig. Ist die Tastatur in meinem MP11 vielleicht nicht richtig kalibriert? Geht es anderen genauso?

Verwirrt,
Murmichel
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#2

(09.10.2016, 17:12 )murmichel schrieb:  ...
Leider kann ich diesen Umfang an der Tastatur des MP11 selbst nicht nutzen. Im normalen Spiel erreichen die leisen Töne nach unten eine Velocity von 30. Mit viel Mühe und Wiederholungen kann ich eine Taste so anschlagen, dass eine Velocity von 25 erreicht wird.

Mit anderen Worten, ich kann den Velocity-Bereich bis 30 nicht nutzen, was die praktisch verfügbare Dynamik leider erheblich einschränkt.

Das finde ich verwunderlich und erklärungsbedürftig. Ist die Tastatur in meinem MP11 vielleicht nicht richtig kalibriert? Geht es anderen genauso?

Ja, mir geht es leider genauso. Beim Ansteuern externer Klangerzeuger beginnen die Velocity-Werte erst bei ca. 25. Auch wenn ich die Taste noch so langsam anschlage werden über MIDI nur Velocity-Werte von entweder 0 oder >25 ausgegeben (bei einzelnen Tasten gelingt es mir sporadisch mal einen Wert von 15 erreichen - ist aber nur schwer reproduzierbar).
Klar - bei einem akkustischen Piano braucht es eine Mindestgeschwindigkeit beim Drücken einer Taste, damit überhaupt ein Ton erklingt. Insofern mag dieses Verhalten für die interne Klangerzeugung bei den Piano-Sounds noch sinnvoll sein.
Bei der Ansteuerung externer MIDI-Geräte würde ich das dann aber doch gerne selbst steuern wollen und beim Senden der Velocity einen nahtlosen Bereich von 0..127 erwarten, damit ich den gesamten Dynamik-Umfang auch ausnutzen kann (so kenne ich es jedenfalls von anderen professionellen MIDI-Tastaturen).

Nun bin ich auf der Suche nach der Ursache für dieses Verhaltens der Tastatur bzw. nach möglicher Abhilfe.
Falls Sie dazu neue Erkenntnisse haben sollten, - dann würden mich die sehr interessieren.

Gruss wschaeuble
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#3

Ich weiß dazu leider auch nur das, was hier steht. Also praktisch nichts. Aus der Hoffnung, dass jemand von Kawai dazu Stellung nehmen würde, ist jedenfalls nichts geworden.

Aus meiner Sicht ist es völliger Blödsinn, eine Tastatur so zu bauen, dass sie einen beträchtlichen (1/5) Teil des verfügbaren Velocity-Bereichs nicht nutzt. Sehr groß bzw. fein abgestuft ist dieser Bereich schon von vornherein nicht.

Selbst wenn erst Velocity-Werte ab einer Schwelle, sagen wir 25, bei einem Klavierklang wirklich einen Ton erzeugen, so sollten trotzdem auch die kleineren Werte von der Tastatur erzeugt werden können. Etwa für andere Instrumente.

Wenn die Tastatur mechanisch erst ab einer Mindest-Velocity etwas tut, dann sollte auch erst dort der Wertebereich beginnen.

Was Kawai hier macht finde ich sehr merkwürdig und nach wie vor erklärungsbedürftig.
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#4

Danke für die schnelle Antwort!
Ich habe gestern nochmal das Handbuch durchstöbert und bin darauf gestossen, dass für die 4 Midi-Zonen jeweils separat Velocity-Curve und -Dynamik (10..0) eingestellt werden kann. Dynamik (Default ist 10) ist dabei unabhängig von der gewählten Velocity-Curve und definiert am unteren Ende des Bereichs eine Art "Velocity-Offset". Ich hatte also "gehofft", dass in z.B. MIDI-Zone-1 Velocity-Dynamik =5 eingestellt wäre, das das Verhalten erklärt hätte - dem war aber leider nicht so.
  • Velocity-Dynamik =10 sollte laut Diagramm bei Velocity-Wert "1" beginnen und bei "127" enden. Tatsächlich beginnt es aber mit "25" (nur bei einigen Tasten und auch nur sehr selten kann ich auch den Wert "15" produzieren)
  • Velocity-Dynamik <10 hingegen beginnt bei einem Wert deutlich >1 (quasi ein "Velocity-Offset") und endet bei "127"
  • Velocity-Dynamik =0 bringt immer den Wert "127"
Da ich seit kurzem auch ein KAWAI ES110 spiele, habe ich mit diesem den MIDI-OUT getestet und siehe da: Das ES110 bringt die Velocity-Werte von "1" bis "127" - ganz so wie man es eigentlich erwartet. Allerdings ist es nicht ganz leicht im Bereich "1" .. "25" gezielt zu differenzieren, aber man kann doch Werte wie 7, 10, 15 usw. erzielen.

Ich werde mal bei meinem Musikhändler nachfragen. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit die Tastatur zu kalibrieren?

Gruss Wolfgang
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#5

(19.09.2017, 09:47 )wschaeuble schrieb:  Danke für die schnelle Antwort!
Ich habe gestern nochmal das Handbuch durchstöbert und bin darauf gestossen, dass für die 4 Midi-Zonen jeweils separat Velocity-Curve und -Dynamik (10..0) eingestellt werden kann. Dynamik (Default ist 10) ist dabei unabhängig von der gewählten Velocity-Curve und definiert am unteren Ende des Bereichs eine Art "Velocity-Offset". Ich hatte also "gehofft", dass in z.B. MIDI-Zone-1 Velocity-Dynamik =5 eingestellt wäre, das das Verhalten erklärt hätte - dem war aber leider nicht so.


  • Velocity-Dynamik =10 sollte laut Diagramm bei Velocity-Wert "1" beginnen und bei "127" enden. Tatsächlich beginnt es aber mit "25" (nur bei einigen Tasten und auch nur sehr selten kann ich auch den Wert "15" produzieren)
  • Velocity-Dynamik <10 hingegen beginnt bei einem Wert deutlich >1 (quasi ein "Velocity-Offset") und endet bei "127"
  • Velocity-Dynamik =0 bringt immer den Wert "127"
Da ich seit kurzem auch ein KAWAI ES110 spiele, habe ich mit diesem den MIDI-OUT getestet und siehe da: Das ES110 bringt die Velocity-Werte von "1" bis "127" - ganz so wie man es eigentlich erwartet. Allerdings ist es nicht ganz leicht im Bereich "1" .. "25" gezielt zu differenzieren, aber man kann doch Werte wie 7, 10, 15 usw. erzielen.

Ich werde mal bei meinem Musikhändler nachfragen. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit die Tastatur zu kalibrieren?

Gruss Wolfgang

Hallo Wolfgang
 
Ich denke dass der MP11 hat das fehlende Anfangsbereich der  Velocity bis ca. 30 ist auf die  Druckpunktsimulation zu schließen.
Die Druckpunktsimulation in MP11 wird durch einen Gumminippel  simuliert, der kurz vor dem Anschlag am Sensor Platziert ist. Die Vorteil des MP11 ist dass die Druckpunktsimulation ist deutlich  spürbar wie etwa  in einem Flügel…
Nach meiner Recherche, in ES 110 ist die Druckpunktsimulation
nicht so ausgeprägt wie in dem MP11.
Es ist im ES 110 sehr wahrscheinlich  technisch anders gelöst.
In einem  MP11 damit die taste den Gumminippel passieren kann, ist ein höherer  Kraftaufwand nötig als beim ES110.
Dieser Mehrkraftaufwand wirkt direkt auf dem Sensor und so geht die Anfang Velocity verloren…
Weil der Sensor messt eine höhere Anschlagkraft, die sich am Gumminippel aufbaut.
Meine Meinung nach der MP11 Velocity Problem sollte man unbedingt anders lösen…
Den der Velocity Bandbreite geht verloren…
Weil…
Der Velocity Verlust in MP11 mindert deutlich  die  Spieldynamik… Bei mir von 1 bis 30.
Dein Vorhaben wird leider nicht möglich sein…
In MP11 die Velocity von 1 bis 127 wird  nie möglich sein durch  einstellen,
denn es fehlen jegliche  Kalibration Möglichkeiten.
Es gibt  am Ende (am Anschlag) den Sensor,  kurz davor den Gumminippel,  und den vorbeikommenden "Hammer"… Mehr ist da nichts…
 
Eine Möglichkeit dem MP11 eine Velocity von 1 bis 127 zu spendieren wäre möglich nur wenn man  die Gumminippel auf ganzer Tastaturlänge  entfernt.
Somit hat man eine  volle Velocity von 1 bis 127 aber keinen Druckpunktsimulation mehr…
Die Gumminippel kann man natürlich wieder einbauen.  
 
Eine andere Möglichkeit - leise zu spielen - ist die Anschlagdynamikkurve auf langsam einzustellen...
Dann wiederum verliert man aber den oberen Velocity Bereich über 100…
Also keine wahre Lösung aber manchmal hilft schon…
 
Eine bessere Lösung ist eine USER TOUCH CURVE selber einzuspielen…
Die Velocity wird jetzt plötzlich nicht mehr sein, aber scheint durch das Curve Analyse gerechter verteilt
zu sein, so das man von pp bis fff spielen kann.  Dann fehlt eben die Velocity irgendwo in der Mitte…
 
Nun…
Ich Persönlich bevorzuge einen sehr klaren klang, wie der von MP11.
Diskant sehr hell bis bissig aber nicht lästig, Bass tief aber nicht brummig, und vor allem sauberen mitten…
Mp11 am meinen Klangideal Klang ist da schon sehr nah, … Aber…
Da ich mehr  Dynamik suchte habe ich, die Lösung in  VSTI Pianos gefunden,
mit dem bin ich auch glücklich…
Nicht zu Letzt weil  die MP11  Anschlagdynamikkurve ist nicht so feinjustierbar,
und wie bei einem Kawai  VPC1….
 
Ich kann nur wärmsten eine VSTI empfehlen,
um das MP11 Velocity Problem "umzugehen"
 
LG
Miro
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#6

Vielen Dank Miro,

für die sehr detaillierten und interessanten Ausführungen zu den Unterschieden in der Mechanik der Tastatur zwischen MP11 und ES110.

Ich verwende auch ein VSTI (Pianoteq, Cantabile), bei dem es mir erst deutlich aufgefallen ist, dass sehr leichte Tastenanschläge überhaupt keine MIDI Velocity erzeugen. Demgegenüber produziert die interne Klangerzeugung des MP11 auch bereits bei leichten Tastenanschlägen (leise) Klaviertöne. Zwar bedarf es auch hier einer Mindestgeschwindigkeit beim Betätigen der Tasten, - diese ist jedoch deutlich niedriger als die Mindestgeschwindigkeit zum Erzeugen eines MIDI-Velocity Wertes von ca. 25 (ich schaffe es nicht Werte darunter zu erzielen).
Da ich das VSTI öfters zusammen mit verschiedenen Tastaturen spiele, die - mit Ausnahme des MP11 - ziemlich gleichmässige Velocity-Werte produzieren, finde ich es etwas schade, dass ich beim Spiel auf dem MP11 (zuhause) jedesmal die Kurve anpassen muss. Aber die Tastatur des MP11 ist wirklich hervorragend!

LG Wolfgang
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#7

(25.09.2017, 13:36 )wschaeuble schrieb:  Zitat

"....bei dem es mir erst deutlich aufgefallen ist, dass sehr leichte Tastenanschläge überhaupt keine MIDI Velocity erzeugen.
"

Hallo Wolfgang
 
Das ist richtig so.
Bei einem Flügel gibt es auch so einen "Totennullpunkt" der keinen Ton erzeugt…
Das passiert in Flügel wenn  die Anschlagkraft nicht ausreichend war den Hammer
bis zu den Saitenanschlag zu beschleunigen…
Das wird  in bestimmten E-Pianos extra simuliert.
Die E-Piano Premiumklasse  simuliert noch zusätzlich die Druckpunktsimulation.  
 
Zitat
"Demgegenüber produziert die interne Klangerzeugung des MP11 auch bereits bei leichten Tastenanschlägen (leise) Klaviertöne. Zwar bedarf es auch hier einer Mindestgeschwindigkeit beim Betätigen der Tasten…
"
 
Ja genau. Damit ein leiser Ton in MP11 erklingt, muss die Kraft mindestens so groß sein das die Mechanik die Druckpunktsimulation (das Gumminippel) überwinden kann…
Dabei die Druckpunktsimulation bremst leicht den Hammer ab, und erst im Moment
der Überwindung  der Druckpunktsimulation gibt das Gummi die  Kraft zurück wie ein Gespantes Bogen dem Sensor ab. Deswegen bei der Druckpunktsimulation Überwindung kann die Velocity
nicht mehr 1 oder 10 sein… Diese Lösung ist nicht optimal…
Denn die begehrte Dynamik geht verloren…
 
Ich habe nicht ausprobiert aber rein Theoretisch, könnte man die Gummi Nippel leicht schmieren…
Damit der Durchgang flüssiger wirkt,
und somit sollte es Theoretisch weniger Velocity Verlust erzeugen.
 
Nur bitte nicht mit irgendeinem Zeug die Gummi Nippel einschmieren!
Denn Gummi ist sehr empfindlich auf ungeeignete Fette.
Wenn das zulässig wäre, dann nur mit einem geeigneten weißen Fett von Kawai…
 
LG
Miro
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